Marder in Deutschland
Marder ist der Name einer Familie der hundeartigen Raubtiere. Diese Familie ist sehr vielfältig, sodass es den einen typischen Marder nicht gibt. Dennoch gibt es Gemeinsamkeiten, die auf alle Marder zutreffen.
Woran erkennt man Marder? Die Merkmale
Die Tiere haben einen langgestreckten Körper und verhältnismäßig kurze Beine. Lebensweise, Lebensraum sowie Größe und Gewicht, sind von der Art des Marders abhängig. Sie haben an den Pfoten Krallen, welche nicht einziehbar sind. Die Ohren sind sehr klein und die Schnauze ist kurz. In der Schnauze befindet sich ein Scherengebiss, wobei die Zahl der Zähne, von der Art abhängig ist. Marder sind Säugetiere, wobei die Pflege der Jungtiere den Weibchen überlassen wird. Marder sind meist Einzelgänger, die ihr Revier sehr aggressiv verteidigen.
„Echte“ Marder
In Deutschland wird mit dem Begriff Marder normalerweise der Stein- oder der Baummarder verbunden. Während der Steinmarder ein Kulturfolger ist und damit in der Nähe von Menschen lebt, sind Baummarder in Wäldern und ländlichen Gebieten zu finden. Insgesamt leben in Deutschland aber acht Marderarten.
Steinmarder (oder auch „DER MARDER“)
Als Automarder hat der Steinmarder Berühmtheit erlangt und den Ärger vieler Menschen auf sich gezogen. Er wird oft mit einem Baummarder verwechselt. Am einfachsten sind die beiden Arten am Brustfleck zu unterscheiden. Der des Steinmarders ist weißlich und gabelt sich zu den Vorderbeinen. Der des Baummarders ist gelblich und zeigt keine Gabelung. Wird ein Marder in menschlichen Siedlungen gesehen, ist dies in der Regel ein Steinmarder. Dieser ist ein Kulturfolger und lebt in der Nähe der Menschen. Er ist kein Waldbewohner, sondern bevorzugt offeneres Gelände mit geringerem Busch- oder Baumbestand. Oft lebt er auch in felsigem Gelände. Als Allesfresser frisst ein Steinmarder kleine Säugetiere, Aas aber auch Früchte und Beeren.Bevorzugte Nahrung sind dabei Mäuse, Ratten und auch junge Vögel. Ein besonderer Leckerbissen sind Eier. Steinmarder sind verrückt nach Eiern und brechen wegen dieser oft in Hühnerställe ein. Bei den Menschen machen die Marder sich außerdem unbeliebt, wenn sie Hühner, Tauben oder auch Meerschweinchen töten und verschleppen.
Die Tiere sind Einzelgänger und gerade in der Paarungszeit kann es zu lautstarken Kämpfen der Männchen kommen. Dabei klingen die Tiere, wie streitende Katzen und werden in Städten oft mit diesen verwechselt. Steinmarder sind nachtaktiv. Tagsüber ziehen sie sich in Höhlen zurück. Hiervon haben sie mehrere über ihr Revier verteilt, wobei diese selten selbst gebaut werden, sondern oftmals von anderen Tieren verlassen wurden. Die Weibchen bringen im Frühjahr drei bis vier Junge zur Welt. Mit einem halben Jahr werden die Tiere selbstständig. Sie pflanzen sicher aber erst mit etwa 18 Monaten fort, wobei die Weibchen etwas früher sind, als die Männchen. In freier Wildbahn werden Steinmarder in der Regel nicht älter als zehn Jahre. In Gefangenschaft können sie aber bis zu 20 Jahre alt werden.
Die Kopfrumpflänge des Steinmarders beträgt 40 bis 54 Zentimeter. Dazu kommt eine Schwanzlänge von 22 bis 30 Zentimeter. Das Fell der Steinmarder ist graubraun und relativ rau. Deswegen waren die Tiere auch nie besonders attraktiv für die Fellindustrie und wurden nie übermäßig wegen des Fells gejagt. Häufigerer Grund für die Jagd war, dass die Tiere als Schädlinge bejagt wurden. Dadurch waren die Tiere in Europa zeitweise beinahe ausgerottet. Der Bestand hat sich aber mittlerweile wieder erholt und die Steinmarder gelten in Deutschland als ungefährdet. Die Marder wiegen zwischen 1,1 Kg und 2,3 Kg. Dabei sind die Männchen in der Regel deutlich größer und auch schwerer als die Weibchen.
Baummarder
Er ist, wie der Name schon vermuten lässt, ein Waldbewohner. Entsprechend jagt der Baummarder in erster Linie auf dem Baum. Er ist ein Allesfresser. Eichhörnchen und Vögel stehen ebenso auf seinem Speiseplan, wie Mäuse, Ratten und andere Kleintiere. Eine besondere Schwäche haben Baummarder zudem für Eier. Aber auch Früchte, Beeren und Nüsse, stehen auf seinem Speiseplan. Erbeutet er mehr, als er fressen kann, so werden die Reste versteckt.
Der Baummarder ist in Europa, aber auch dem westlichen Asien beheimatet. Er bevorzugt Laub- und Mischwälder als Lebensraum. In Nadelwäldern ist er deutlich seltener anzutreffen. Paarungszeit ist der Hochsommer, von dieser Zeit abgesehen sind Baummarder Einzelgänger. Die Entwicklung der Keimzelle wird so verzögert, dass Jungtiere im April zur Welt kommen. Im Schnitt bekommt ein Weibchen drei Jungtiere, welche es 16 Wochen versorgt. Danach sind die jungen Marder selbstständig, bleiben aber meist noch im Revier der Mutter. Erst mit einem Jahr suchen die Jungtiere sich ein eigenes Revier. Mit eineinhalb Jahren werden sie geschlechtsreif. Oftmals paaren sie sich aber erst mit etwa zweieinhalb Jahren. Baummarder können 16 Jahre alt werden, in der Wildnis werden sie aber selten älter als 10. Der Baummarder wird oft mit dem Steinmarder verwechselt. Beide Arten sehen sich sehr ähnlich. Außer im Wald, ist der Baummarder aber kaum anzutreffen und selbst dort, lässt sich der scheue Waldbewohner nur selten blicken.
Die erweiterte Familie der Marder
Amerikanischer Nerz
Der Nerz stammt aus Kanada, Alaska und den meisten Staaten der USA. Er wurde ursprünglich wegen seines Pelzes eingeführt und in Pelzfarmen gehalten. Aus diesen Pelzfarmen entkamen Tiere, andere wurden von Tierschützern befreit und ausgesetzt und sie wurden in den deutschen Wäldern heimisch. Von dort verdrängte der amerikanische Nerz den europäischen Nerz, der in Deutschland als ausgestorben gilt.
Amerikanische Nerze leben in der Nähe von Wasser, meist an Flüssen, aber auch in Sümpfen und an Meeresarmen. Nerze leben dort, da sie das dichtbewachsene Ufergebiet zur Jagd nutzen. Dabei ernähren sie sich in erster Linie von kleinen Säugetieren, Fröschen, Krebsen, aber auch von Wasservögeln und Fischen. Die dämmerungs- und nachtaktiven Tiere verkriechen sich tagsüber in Bauen, in Baumwurzeln oder auch unter Steinen.
Die Tiere sind Einzelgänger, nur in der Paarungszeit werden Artgenossen, wenn sie dem anderen Geschlecht angehören, in der Nähe geduldet. Die Paarungszeit ist von Februar bis April und das Weibchen bringt nach 40 bis 80 Tagen, durchschnittlich 5 Jungtiere zur Welt. Die Spannweite der Trächtigkeitsdauer liegt daran, dass das Einnisten der befruchteten Eizellen verzögert wird, sodass die Jungtiere Ende April-Anfang Mai zur Welt kommen.
Dachs
Ein Dachs wiegt bis zu 14 Kilogramm, damit ist er der schwerste Marder in Europa. Er besiedelt die Laubmischwälder in Europa, sumpfiges Gebiet und die Nähe zu Menschen meidet er. Im Gegensatz zu anderen Mardern, sind viele Früchte und Obst auf dem Speiseplan des Dachses. Seine Spezialität aber sind Regenwürmer, die bis zu 50% seiner Nahrung ausmachen. Außerdem sind Dachse keine Einzelgänger, sondern leben in Familienclans. Jungtiere wandern teilweise ab, es gibt aber auch Tiere, die ein Leben lang bei dem gleichen Clan bleiben. Der Clan lebt in einem Familienbau, welcher weit verzweigt ist und stetig ausgebaut wird. Dachse halten in kälteren Regionen eine Winterruhe, während sie dies in wärmeren Regionen lassen, beziehungsweise die Ruhe verkürzen. Ein Dachswurf besteht in der Regel aus 2-3 Jungtieren, welche im späten Winter oder dem Frühjahr geboren werden. Trotz des Lebens im Familienclan übernimmt in erster Linie die Mutter die Aufzucht.
Fischotter
Der Fischotter kommt in nahezu ganz Europa vor. Auffällig an ihm ist der muskulöse Schwanz. Dieser wird zur Steuerung beim Schwimmen verwendet. Zudem sind die Zehen des Fischotters mit Schwimmhäuten verbunden. Damit ist er an das Leben im und am Wasser angepasst und ein sehr guter Schwimmer. Der Fischotter bevorzugt ein Leben am flachen Fluss mit eng bewachsenem Ufer. Seinen Bau gräbt der Fischotter am Ufer und versucht diesen möglichst unsichtbar zu halten. Der Fischotter bevorzugt Süßwasser, kommt aber auch im Salzwasser vor. Fischotter sind sehr anpassungsfähig, so gibt es tagaktive, aber auch nachtaktive Tiere. Entgegen seines Namens jagt er nicht nur Fische, auch wenn diese den Hauptteil der Beute ausmachen. Auch andere im und am Wasser lebende Tiere werden gejagt. Kleine Tiere frisst er sofort im Wasser, größere dagegen werden an Land gebracht. Auch die Paarung findet an Land statt. Nach etwa 60 Tagen bringt das Weibchen ein bis vier Junge zur Welt. Diese werden etwa 14 Wochen gesäugt und lernen im ersten Lebensjahr das Jagen von der Mutter. Erst danach sind die Jungtiere komplett selbstständig.
Hermelin
Bekannt sind Hermeline wegen ihres weißen Pelzes, den sie aber nur im Winter tragen und wegen dem sie lange Zeit gejagt wurden. Ihr Körpergewicht beträgt etwa 200 bis 400 Gramm, wobei Männchen deutlich schwerer und größer sind als Weibchen. Ursprünglich stammt das Hermelin aus Neuseeland und Australien, wurde aber von dort eingeführt und ist inzwischen in Europa heimisch. Sie ernähren sich von Mäusen und siedeln sich daher stets in deren Nähe an. Besonders bevorzugt sind Gegenden mit viel Buschwerk, welches das Hermelin bei der Jagd versteckt und es davor schützt Raubvögeln zum Opfer zu fallen. Meist jagt das Hermelin in der Dämmerung, aber es kann auch vorkommen, dass das Tier tagsüber oder selten auch nachts jagt. Ein Weibchen kann bei einem Wurf bis zu 18 Junge zur Welt bringen. In der Regel sind es aber sechs bis neun Jungtiere. Diese werden sechs Wochen lang gesäugt und werden bereits mit etwa drei Monaten geschlechtsreif. Das weibliche Jungtiere bereits im ersten Lebensjahr selbst Mutter werden ist häufig. Auch wenn ein Hermelin theoretisch bis zu acht Jahre alt werden kann, beträgt die Lebenserwartung im Durchschnitt nur zwei bis drei Jahre. Dies ist der hohen Anzahl an Fressfeinden geschuldet. Neben Greifvögeln sind auch Füchse, wildernde Hunde, Wildkatzen und Eulen die größten Feinde des Hermelin.
Iltis
In Deutschland ist der Europäische Iltis heimisch. Er außer in Skandinavien und Irland in ganz Europa beheimatet. Die nachtaktiven Tiere nutzen zur Markierung der Reviergrenzen ein Sekret der Analdrüse. Dies riecht auch für den Menschen sehr unangenehm und der Geruch wird teilweise mit dem eines Stinktieres verglichen. Ein Iltis frisst nur in Ausnahmefällen Früchte. Er bevorzugt Fleisch und frisst dabei, was er erlegen kann. So kann es vorkommen, dass Kaninchen oder Feldhasen erbeutet werden, die deutlich schwerer als der Iltis sind. Der wiegt nur etwa 1-1,5 Kilogramm. Auch erbeuten Iltisse Schlangen, wenn sie diese erwischen. Immun gegen das Schlangengift ist der Iltis aber nicht. Außerhalb der Fortpflanzungszeit sind Iltisse Einzelgänger. Nach etwa 42 Tagen bringt ein Weibchen drei bis sieben Junge zur Welt, welche vier Wochen gesäugt werden und bereits mit drei Monaten selbstständig sind. Eine domestizierte Form des Iltisses sind, die auch in Deutschland beliebten Frettchen. Ursprünglich wurden diese aber nicht als Haustier gezüchtet, sondern dienten der Jagd auf Kaninchen. Hierzu wurde das Frettchen/der Iltis mit einem Maulkorb in den Bau geschickt. Die Kaninchen flohen nach draußen und konnten geschossen werden.
Mauswiesel
Die Tiere leben in Eurasien, sowie Nordamerika, wobei die amerikanischen Tiere etwas kleiner bleiben, als die europäischen. In Wäldern und Wiesen fühlt sich das maximal 250 Gramm schwere Tier besonders wohl. Es jagt am liebsten Wühlmäuse, aber auch andere kleine Säugetiere. Auf pflanzliche Kost greift es nur in Ausnahmen zurück. Solange genügend Nahrung vorhanden ist, paaren Mauswiesel sich das ganze Jahr. Die größten Überlebenschancen haben aber Würfe, die im Frühling oder Sommer geboren werden. Die Tiere werden vom Muttertier aufgezogen, die diese in einer Höhle oder einem Nest bekommt. Nach drei Monaten sind die selbstständig und geschlechtsreif. Die weiblichen Jungtiere können bereits dann schwanger werden und ziehen nicht selten im ersten Lebensjahr bereits einen Wurf Junge groß. Mauswiesel können bis zu sieben Jahre alt werden, aber in freier Wildbahn werden sie selten älter als fünf Jahre.
Feinde des Marders
Die größten Feinde des Marders sind Raubvögel. Diese sind sowohl für Jungtiere, wie auch für erwachsene gefährlich. Lediglich der Dachs hat von Raubvögeln in Deutschland nichts zu befürchten. Auch andere Raubtiere können dem Marder gefährlich werden, wie in Deutschland zum Beispiel der Fuchs oder wildernde Hunde. Dies ist aber die Ausnahme. Die zweite große Bedrohung für Marder ist auf Deutschland bezogen der Mensch. Der Lebensraum des Marders wird eingeschränkt und die Tiere werden zum Teil bejagt, wobei dies in Deutschland an strenge Vorschriften geknüpft ist. Außerdem werden Marder immer wieder Opfer des Straßenverkehrs.
Vorurteile und Gerüchte über Marder
Das Verhältnis von Mardern und Menschen ist aus verschiedenen Gründen belastet. Einige der Vorurteile treffen zu, andere sind unbegründet. So wird dem Marder fälschlicherweise nachgesagt, dass er Krankheiten auf den Menschen überträgt. Da kein direkter Kontakt zu Menschen stattfindet, ist dies falsch. Ein gesunder Marder, wird den direkten Kontakt meiden, nur ein tollwütiges Tier, könnte den Kontakt suchen.
Auch stellen die Marder, die in Deutschland leben, keine Gefahr für kleine Kinder dar, auch wenn dies teilweise behauptet wird.
Automarder? Hausmarder? Welcher Marder ist für Menschen problematisch?
Marder sind für Menschen grundsätzlich nicht gefährlich und meiden den direkten Kontakt. Der Steinmarder stellt dennoch ein Problem für viele Menschen dar. Denn dieser lebt auch in Städten und fühlt sich von Autos scheinbar magisch angezogen. Hat ein Steinmarder ein Auto für sich entdeckt, dann erkundet er den Motorraum und richtet dabei nicht selten Schäden an. Im günstigsten Fall hinterlässt der Steinmarder nur einige Haare, oftmals zerbeißt er aber Kabel und /oder Schläuche. Das hat insbesondere den Steinmarder bei Menschen unbeliebt gemacht.
Der Steinmarder lebt zudem teilweise in Scheunen und auf Dachböden. Hierbei stört das nachtaktive Tier nicht nur die Nachtruhe der Menschen, sondern schleppt auch Beute auf den Dachboden. Das lockt Insekten und Ungeziefer an und stellt zudem eine Geruchsbelästigung dar. Der Steinmarder verdreckt nicht nur den Dachboden, er knabbert und beißt auch an allem herum, was er findet und sorgt so für erhebliche Schäden im Haus.
Ein weiteres Problem ist, dass Marder bei ihren Raubzügen auch vor Haustieren keinen Halt machen. Sie greifen Kleintiere wie Kaninchen, Meerschweinchen und Geflügel an. Marder lieben Eier und auch Hühnerfleisch. Besonders problematisch ist hierbei, dass ein Marder nicht ein Huhn klaut, sondern meist den gesamten Bestand umbringt. Dies macht der Marder, entgegen anderslautenden Vorurteilen nicht, weil er bösartig ist oder meint alle fressen zu können. Viel mehr sind es die herumflatternden Hühner, die den Marder zur Attacke provozieren und dies führt in der Regel dazu, dass der Marder alle Hühner im Stall umbringt. Es ist in diesem Zusammenhang besonders der Steinmarder, der für Probleme sorgt. Er lebt in der Nähe von Menschen und ist meist der, der in Ställe und Häuser eindringt. In ländlichen Gegenden, kann aber auch zum Beispiel der Baummarder in einen Hühnerstall einbrechen.